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Es gibt Menschen, die Tränen in den Augen haben, wenn sie zum ersten Mal im Old Course Hotel aus dem Fenster des zweiten Stocks auf das Road Hole schauen“, sagt Jack Willoughby in der „Dunvegan Bar“ in St. Andrews, während er in aller Seelenruhe das soeben georderte Pint Guinness zapft. „Und es gibt Tim aus Chicago und Sleepy aus Tallahasee“, fügt er mit einem breiten Grinsen hinzu und deutet dabei auf die Regalwand hinter ihm. Dort erstreckt sich, wie man es von einem guten schottischen Pub erwartet, eine erlesene Auswahl an Single Malt Whiskeys. Doch ganz oben, wo die Flaschen das Label „Very Fine“ tragen, fällt der Blick auf zwei Urnen, die sich zu den edlen Tropfen gesellt haben. Und auf der einen ist „Tim“, auf der anderen „Sleepy“ eingraviert.
„Die beiden Gentlemen verfügten, dass man einen Teil ihrer Asche auf dem Old Course verstreuen solle“, erzählt Tom. Zudem legten sie testamentarisch fest, dass man in The Dunvegan einen geeigneten Fleck als ihre letzte Ruhestätte wählen möge, von dem aus sie dann weiterhin den Bargesprächen im beliebtesten 19. Loch von St. Andrews lauschen könnten. Diese drehen sich derzeit meist um einen Platz, den zu spielen Tim und Sleepy nicht mehr vergönnt war: den im Sommer 2008 eröffneten Castle Course. Der bricht schließlich gleich in zweifacher Hinsicht mit der mehr als sechshundert Jahre alten Tradition der „City of Golf“. Zum einen liegt er – im Gegensatz zu den anderen sechs vom St. Andrews Links Trust betriebenen Plätzen (Old, New, Jubilee, Eden, Strathtyrum und Balgove Course) – nicht im Stadtgebiet, sondern vier Kilometer außerhalb. Zum anderen ist er streng genommen kein Links-Platz, sondern ein Cliff Top Course.
Golf ist ein Spiel, bei dem man einen zu kleinen Ball in ein viel zu kleines Loch schlagen muss, und das mit Geräten, die für diesen Zweck denkbar ungeeignet sind.
-Winston Churchill –
Dass die inzwischen perfekt eingewachsenen 18 Löcher auf dem einst flachen und äußerst fruchtbaren Farmland über der Nordsee dennoch alle Attribute eines traditionellen schottischen Küstenplatzes besitzen, ist Architekt David McLay Kidd zu verdanken. Keinen Stein ließ der renommierte Designer (u. a. Bandon Dunes) auf dem anderen – und wüsste man es nicht besser, könnte man denken, der Platz sei von einer Truppe stark angeheiterter Planierraupenfahrer nach einer durchzechten Nacht in The Dunvegan in einer illegalen Nacht- und Nebelaktion „kreiert“ worden, so hoch und zahlreich türmen sich auf den Spielbahnen die Sandhügel auf.
Ob auch unsere beiden, mit dem Old Course längst eins gewordenen Golffreunde Tim und Sleepy diesen „jungen Wilden“ von St. Andrews goutieren würden, soll hier deshalb mal dahingestellt bleiben. Fakt ist jedenfalls, dass der Platz Nummer Sieben des Links Trust nicht nur das Zeug zum Klassiker hat – er sieht auch bereits heute so aus, als wäre er schon immer da gewesen. Kurz gesagt: McLay Kidd gelang das seltene Kunststück, Tradition und Avantgarde zu verbinden und dem Begriff „Links-Golf“ eine neue Dimension zu verleihen.
Only a 9 iron from The Old Course –
– Jack Willoughby
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