Wie Burgen und Türme ragen die Glass House Mountains aus der Ebene der Sunshine Coast, nicht weit von Queenslands Hauptstadt Brisbane. In Form und Größe sehr verschieden, steht jeder der 13 Lavafelsen für sich allein. Von der Aussichtsplattform des Mary-Cairncross-Reservats sieht man sie alle.
„Das ist Beerwah, die Mutter“, sagt Beverly und zeigt auf den größten Berg. Mit 556 Metern überragt er die komplette Gruppe. Ein kleinerer ähnelt einem Affen, der aufs Meer schaut. Ihn nennt die Touristenführerin „Vater Tibrogargan“, einen dritten „Sohn Coonowrin“. Alle anderen seien dessen jüngere Geschwister.
Die Namen der bizarr geformten Felsenriesen spricht die Einheimische mit Achtung und Vertrautheit aus. Fast klingt es so, als stelle sie die eigenen Verwandten vor. Der Eindruck täuscht nicht. Denn Beverly ist Aborigine, eine Angehörige des Volks der Kabi Kabi. Und wie alle Ureinwohner Australiens betrachtet sie auch Berge, Steine oder Flüsse als lebendige Geschöpfe. Ebenso wie Tiere oder Pflanzen sieht sie in den vermeintlich seelenlosen Dingen ihresgleichen oder – je nach deren Stellung – sogar Heilige.
Wie alle Ureinwohner Australiens betrachtet Beverly auch Berge, Steine oder Flüsse als lebendige Geschöpfe.
Dass viele Menschen das nicht respektieren, macht die Australierin sehr traurig. Aber statt zu schimpfen, öffnet sie ihr Herz. Leise, doch mit Feuer in den dunklen Augen, zeigt die kleine, schlanke Frau den Gästen ihren Wald und spricht von ihrer Traumzeit, die für Aborigines so etwas wie ein Buch des Glaubens ist – nur ungeschrieben und stets verbunden mit der eigenen Geschichte. Einfühlsamer und persönlicher könnte eine Reise auf den fünften Kontinent wohl nicht beginnen.
Nasser Sand als Autobahn
Nach einer aufregenden, doch zugleich sehr entspannten Nacht im komfortablen Dschungel-Chalet des Narrows Escape Retreat bei Montville geht es sehr früh nach Noosa, wo im angesagten Bistro C direkt am Strand ein famoses Frühstück wartet – und auf dem Parkplatz vor der Tür ein Allrad-Jeep mit breiten, sanderprobten Reifen. Die braucht er auch, denn diese Tagestour führt über eine sehr spezielle Autobahn zwischen Dünen, Felsen, Küstenwald und den Wellen des Korallenmeeres: den nassen Sand von 40-Miles-Beach.
Vorbei am Roten Canyon, der Freshwater Picknick Zone und einem Leuchtturmhügel, um den Australiens längste Surferwellen tosen, saust man mit bis zu 80 Sachen durch den Great Sandy Nationalpark. Highlight sind die Coloured Sands – von Pflanzensaft und Eisenerz gefärbte Dünen in über 40 bunten Tönen.
Ziel ist Rainbow Beach, auf das man von den stylishen Suiten des Rainbow Ocean Palms Resort den perfekten Blick hat – inklusive stimmgewaltiger Gesellschaft in Gestalt von neugierigen, kleptomanen Kakadus. Mit der größten Selbstverständlichkeit setzen sich die schönen, frechen Vögel zuerst auf die Balkongeländer, dann auf Stuhl- und Sessellehnen – ganz egal, ob dort ein Mensch sitzt oder nicht.
„Wer alles, was er hat, behalten will, sollte Tür und Fenster besser schließen, wenn er ins Bad geht oder aus dem Haus“, rät augenzwinkernd Manager Mark Beech, der die luxuriöse Anlage mit seiner Frau Tanya vor Ort betreut.
Nur 15 Gehminuten sind es bis zu Carlo Sand Blow, einem Riesensandgebirge, das vor langer Zeit Gewitterblitze schufen. Hier wird man Zeuge der wohl spektakulärsten Sonnenauf oder -untergänge Queenslands. Gleich in der Nachbarschaft liegt Fraser Island, größte Sandinsel der Erde und mit rund 300 Dingos eines der letzten Rückzugsgebiete der australischen Wildhunde. Begegnungen mit ihnen, wie etwa am Lake McKenzie, ist eher Zufall. Ein Rendezvous mit Buckelwalen lässt sich dagegen beinahe planen – so auch bei diesem Trip.
Am frühen Morgen sticht das Schiff vom Kingfisher Bay Resort in See. Kaum hat es die Hervey Bay erreicht, ist der erste Blas, die Atemluftfontäne eines Wals, zu sehen. Bald sind es mehrere. In der blauen Ferne ragt ab und zu die eine oder andere Flosse oder ein Stück Rücken aus dem Wasser.
Nicht lange, und die neugierigen Meeressäuger nähern sich, um das Boot zu inspizieren. Aus den flinken Schatten werden drei gut zehn Meter lange Buckelwale, denen das menschliche Interesse scheinbar schmeichelt. Zum Greifen nah werfen sich die sportlichen Giganten prahlerisch in Pose. Was für ein Schauspiel!
Achtung, boxende Beuteltiere
Kurz nach fünf am Morgen ist es selbst im licht- und wärmeverwöhnten Queensland noch recht frisch – und finster. Doch in den Campern, Bungalows und Zelten des Nature Tourist Parks von Cape Hillsborough brennt bereits Licht. Als sich die ersten Gäste wenig später am Strand der Halbinsel einfinden, hat ihn die Dämmerung schon blau gefärbt – genauso wie den Regenwald, das Meer und rund zwei Dutzend Beuteltiere.
„Bitte Abstand halten und die Tiere nicht berühren“, warnt Campingplatzbesitzer Ben Atherton das Publikum. Neben frisch angespültem Seetang und Mangrovensamen fressen die Kängurus und die verwandten Wallabys das Gemisch aus Haferflocken und Melasse, das ihnen Ben und seine Frau Renae servieren. Sowohl bei der zusätzlichen Fütterung als auch beim Kontakt hat das naturverliebte Ehepaar das Wohlbefinden von Mensch und Tier im Auge.
„Früher starben Kängurus und Wallabys an den Chips und Süßigkeiten mancher Unvernünftiger. Auch kam es zu Unfällen, etwa wenn ein Kind mit Essen in der Hand von einem Tier attackiert wurde“, berichtet Renae. Seit sie und Ben das Ganze kontrollieren, ist der Bestand stabil und recht wohlauf. Auch Boxverletzungen gab es schon lange nicht mehr – zumindest nicht bei Gästen.
Hinter Wedge Island geht die Sonne auf und lässt Cape Hillsborough samt Strand und Kängurus im warmen Morgenlicht erstrahlen. Der letzte Tag auf Queenslands Festland könnte kaum schöner starten. Am Abend wird man schon im tropischen Nordosten sein, wo Great Barrier Reef und Whitsunday-Inseln mit neuen Reiseabenteuern warten.
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Anreise
Mit Singapore Airlines (SIA) von München, Frankfurt oder Düsseldorf nach Singapur. Von dort aus bietet die international preisgekrönte Fluggesellschaft zahlreiche Flüge nach Australien, darunter auch nach Brisbane sowie Cairns in Queensland. SIA-Passagiere können sich mit dem Visit Australia Airpass ihre Reise innerhalb Australiens mit bis zu zehn Destinationen individuell und unkompliziert zusammenstellen. Zur Auswahl stehen mehr als 80 Inlandsziele von Virgin Australia. www.singaporeair.com
Einreise
Zur Einreise nach Australien wird ein Visum benötigt. Das „eVisitor“ kann ganz einfach (und kostenlos) online beantragt werden.
Übernachten
Rainbow Ocean Palms Resort: moderne, riesige Apartments in Panoramalage und mit Traumaussicht auf Rainbow Beach und Ozean, etwa 1 km von Zentrum und Strand, nur 10 min zu Fuß bis zur Riesenwanderdüne Carlo Sand Blow.
Narrows Escape Rainforest Retreat: 6 gemütliche, luxuriöse Chalets mitten im tropischen Regenwald bei Montville. Jeden Morgen steht zur gewünschten Zeit ein Frühstückskorb vor der Tür.
Wilson Island: 9 Glamping Tents auf einer winzigen privaten Sandinsel am südlichen Great Barrier Reef bietet das Ende 2019 eröffnete Luxusresort mit maximal 18 Gästen. Schnorcheln ist direkt vom Traumstrand aus möglich. Die Anreise erfolgt mit der Fähre bzw. dem Heli ab Gladstone via Heron Island (von dort sind es nochmal 40 min per Boot).
Lizard Island Resort: Die Luxusinsel mit 24 weißen Sandstränden und Wanderpfaden durch tropische Natur sowie 40 Pavillons und Villen mitten im Riff ist ein Paradies für Romantiker und Unterwasserfans. Die farbenfrohe Meereswelt kann man direkt vom Inselstrand erkunden. Wegen seiner großen Zahl an Riesenzackenbarschen zählt das hier gelegene Cod Hole zu den besten Tauchspots der Welt. Lizard Island erreicht man mit dem Kleinflugzeug oder Helikopter ab Cairns in rund 1 Stunde.
Mount Mulligan Lodge: Luxuriös nächtigen im Outback kann man in dieser eleganten All-Inclusive-Lodge mit 8 Zimmern am Fuße des Mount Mulligan. Der 18 km lange Sandstein-Grat ist zehnmal größer als der Uluru (Ayers Rock) im Northern Territory. Zu erreichen ist die Lodge von Cairns aus mit dem Helikopter in 35 min oder mit dem Allradwagen in gut 3 Stunden über die State Route 27. www.mountmulligan.com
Daintree Ecolodge: Luxus im Regenwald bietet diese Top-Lodge mit komfortablen 15 Chalets im Baumhaus-Stil. Die Unterkunft liegt 50 km nördlich von Port Douglas kurz vorm Daintree River.
Emporium South Bank: Wer Queensland Hauptstadt Brisbane als Start- oder Endpunkt seiner Reise wählt, wird den Komfort des Emporium schätzen. Jede der 143 luxuriösen Suiten bietet jede Menge Platz und Komfort. Ein spektakulärer, 23 m langer Infinity-Pool und eine Bar bieten auf Ebene 21 einen herrlichen Blick über die South Bank Parklands und den Brisbane River weit über die Stadt hinaus.
Touren / Ausflüge
Spektakuläre Aussichten auf die Glass House Mountains und bewegende Einblicke in die Naturwelten der australischen Ureinwohner vermittelt ein von Aboriginals geführter Spaziergang durch das Mary Cairncross Reserve, buchbar bei Mystic Mountain Tours.
Der faszinierende Noosa National Park liegt an einem der schönsten Abschnitte von Queenslands Pazifikküste. Wanderungen (am besten morgens!) über Strände, Felsen und Waldwege mit grandiosen Aussichten bieten Steve Grainger und seine Kollegen von Tropical Treks Guided Bushwalks.
Für beweglichere Fahrerlebnisse als mit dem Camper sorgt eine Tour per Allrad-Jeep auf dem 40 Mile Beach Highway zwischen Noosa und Rainbow Beach – einer Autobahn, die direkt auf dem Strand entlang führt. Außer jeder Menge Spaß beim Fahren über feuchten Sand warten auf der Strecke viele Highlights wie der Red Canyon, die Bachmündung Freshwater, die Farbigen Sande, ein alter Leuchtturm und die Honeymoon Bay. www.greatbeachdrive4wdtours.com
Geführte Touren auf der weltgrößten Sandinsel Fraser Island ab Hervey Bay für kleine Gruppen, u. a. mit einem 4WD-Hummer, bietet Fraser Experience Tours.
Auskünfte
Tourism and Events Queensland, München, Telefon 089/7 59 69 88 29, www.queensland.com
(Die Recherche zu diesem Beitrag wurde unterstützt von Tourism and Events Queensland sowie Singapore Airlines.)
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